.

Kisch mit der ›obligatorischen‹ Zigarette,
1924 in Berlin

Foto: Archiv Klaus Haupt - alle Rechte vorbehalten


Publikationen
Texte zum 125. Geburtstag

 

 

Der Journalist Klaus Haupt war Berliner. Geboren 1930 in Berlin-Charlottenburg. Schulbesuch, Lehre als Rundfunkmechaniker und groß geworden im Prenzlauer Berg. Gereift in Pankow. Volontariat bei der Jugendwochenzeitschrift »Start« und der »Berliner Zeitung«, Journalistikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Redakteur und Autor von Wochen- und Tageszeitungen. Auslandskorrespondent in Prag und London. Verstorben 2018 in Berlin.
Haupt forschte und publizierte jahrzehntelang zu Kisch. Seine »Bekanntschaft« mit Kisch datiert aus dem Jahre 1947: Da hatte er sich von seinem Lehrlingsgeld als erstes Buch nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus Kischs autobiografisches Werk »Marktplatz der Sensationen« aus dem Aufbau-Verlag Berlin gekauft und gelesen.

Klaus Haupt war in Freundschaft verbunden mit der Pragerin Jarmila Haasová-Necasová (1896-1990), Kischs Freundin, Vertraute und kongeniale Übersetzerin seiner Werke ins Tschechische. Sie führte Klaus Haupt auf Kischs Spuren durch Prag und vertraute ihm ihre einmaligen Kenntnisse über »Egonek« an. Das Buch »Egon Erwin Kisch: Briefe an Jarmila« – von Klaus Haupt herausgegeben, mit einem Vorwort, einer detaillierten biografischen und bibliografischen Zeittafel sowie ausführlichen Marginalien und Anmerkungen mit bis dahin unbekannten Tatsachen versehen – ist das Ergebnis dieser Freundschaft.

Im Laufe seiner Forschungen konnte er nahe Verwandte von Kisch interview-
en: Bedrich (Kaspar) Kisch, den jüngsten der fünf Kisch-Brüder sowie John Henry Kisch aus dem Berliner Kisch-Zweig, der den Mann aus dem Prager Haus »Zu den zwei goldenen Bären« als erster zum Onkel gemacht hat und seine journalistische Laufbahn als Chefredakteur der legendären Londoner Illustrated News beendete. Gleichfalls hat er seine Leser mit einigen interessanten Kischischen Zeitgenossen und Weggefährten sowie deren Erinnerungen an den Jahrhundert-Journalisten bekannt gemacht. Darunter: Guido Zamisch aus Cattaro, Kischs Büroschreiber während der Zeit als Kommandeur der Wiener »Roten Garde; den Schneidermeister Rudolf Siebert, der in seinem Salon in der Potsdamer Straße in Berlin für die Maßkonfektion des »Rasenden Reporters« gesorgt hat; die Schriftstellerin Ruth Werner, die von Kisch-Begegnungen während ihrer Zeit in Schanghai als Funkerin für Richard Sorge berichten konnte; Maxl Baier, den Tiroler Bauernjungen und Helden in »Die drei Kühe«, der Reportage über den antifaschistischen Freiheitskampf in Spanien; Sophie Marum und Tochter Andrée, die wie Kisch in Mexico Asyl erhalten hatten und von dessen sprichwörtlicher Kinderliebe erzählen konnten; und schließlich auch den Prager Journalisten und Historiker Ladislav Stoll, mit dem Kisch seit der Vorkriegszeit in Prag befreundet gewesen ist, der seine Beiträge in der renommierten Wochenzeitung »Tvorba« veröffentlichte und zu den letzten der Kischischen Freunde gehörte, die ihn am Krankenbett besuchten und ihm Neuigkeiten über das Leben im geliebten Prag berichten mussten.

Klaus Haupt wurde ausgezeichnet mit dem Klemke-Preis für echtes Berlinern und berlinisches Benehmen. Preisstifter Werner Klemke (1917-1994) war Professor für Buchgrafik und Typographie in Berlin, Gutenbergpreisträger, Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR sowie weiterer europäischer Akademien und Ehrenbürger der Boccaccio-Stadt Certaldo.

  
Publikationen

zum 100. Geburtstag von Kisch am 29. April 1985

Kisch war hier
Reportagen über den »Rasenden Reporter«
(in Zusammenarbeit mit Harald Wessel)
Verlag der Nation Berlin, 1985
gebundene Ausgabe, Leinen, Schutzumschlag
339 S., mit zahlreichen Abbildungen und
Dokumenten

2. überarbeitete und erweiterte Auflage, 1988 broschiert
267 S., mit Abbildungen
ISBN 3-373-00293-1



zum 50. Todestag von Kisch am 31. März 1998

Egon Erwin Kisch: Briefe an Jarmila
Verlag Das Neue Berlin, 1998
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen
von Klaus Haupt

zum 70. Jahrestag von Kischs Landung in
Australien (August 2004)


Landung in Australien
Catalogue 100 Buchantiquariat am Rhein
mit Postkarten des Kisch-Freundes John Fisher
an Jarmila
zur World-Antiquariats-Faire in Melbourne in 2004

zum 60. Todestag von Kisch

Egon Erwin Kisch. Der Rasende Reporter aus dem
Prager »Haus zu den Goldenen Bären«
herausgegeben von Hermann Simon
Hentrich & Hentrich, Teetz/Berlin, 2008
72 S., kartoniert. 15,5 x 11,5 cm, mit 16 Abb.
ISBN 978-3-938485-72-9, 6,90 €

Information des Verlages hier

 

  
Texte zum 125. Geburtstag von Egon Erwin Kisch am 29. April 2010


Egon Erwin Kisch – eine Postkarte auf dem Strahov erzählt...
Der soziale Ironiker

Behandelt werden die frühen Verbindungen Kischs zur Arbeiterbewegung sowie zu dem tschechischen sozialdemokratischen Schriftsteller und Redakteur Antonin Macek, der Kisch für die tschechische Literatur entdeckt und dessen erste Prager Bücher im sozialdemokratischen Verlag »Volksbibliothek« verlegt hat. Im Vorwort zu dem Band »Das dunkle Prag«, erschienen kurz vor dem Ersten Weltkrieg, würdigte Macek Kischs Methode und Fähigkeit der »tiefen Erkenntnis der menschlichen Not und des unermesslichen Übels des Staates«.
veröffentlicht in Neues Deutschland, Essay der Wochenendbeilage, vom 24./25. April 2010


Der »rasende Reporter«
Eine Betrachtung zum 125. Geburtstag von Egon Erwin Kisch

Vor dem Abitur an der k.k. Ersten Deutsch Staatsrealschule in Prag mussten die Schüler der Schulleitung ihren Berufswunsch bekannt geben. Kisch antwortete: »Journalist«, was die Schulleitung nicht akzeptierte und in »Publizist« umbenannte. Das war 1902. Als er im Jahre 1906 seine Laufbahn bei der renommierten deutschen Tageszeitung »Bohemia« begann, war das als Lokalreporter – der mieseste Job, der seinerzeit im Journalismus zu vergeben war. Wie aus dem Prager Lokalreporter der weltberühmte »rasende Reporter« geworden ist, nach dem der begehrte Preis des Stern in der Königsdisziplin der Schreiber, der Reportage, benannt ist, wird hier geschildert.
veröffentlicht in MENSCHEN MACHEN MEDIEN, Medienpolitische ver.di-Zeitschrift, Nr. 4/10 Jahrgang 59


Caféhaus statt Wohnung

Ein Bummel mit Kisch durch Caféhäuser in Prag, Wien und Berlin, ohne die sein Leben als Reporter und Schriftsteller so undenkbar ist, wie ein Leben ohne Kaffee, denn, so bekannte Kisch einmal: »Ich bin ein Lokalpatriot, ein Patriot aller Lokale auf dieser Erde.«
veröffentlicht in Ossietzky, Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft, Nr. 8 vom 17. April 2010


Ein Jahrhundert-Journalist
»Nicht gebrochen aber ist mein Herz...« – Egon Erwin Kisch wurde vor 125 Jahren in Prag geboren

Zu den dramatischsten Ereignissen im Leben von Kisch gehört die Landung bei den Antipoden: Sein Sprung aus fünfeinhalb Metern Höhe von der Reling des 20 500- Tonnen-Liners »Strathaird« im Hafen von Melbourne. So erzwang Kisch, der als Delegierter des Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus mit Sitz in Paris zum australischen Antikriegskongress in Melbourne entsandt worden war, am 13. November 1934 seinen Aufenthalt auf dem fünften Erdteil. Spannend geschildert in seinem Buch »Landung in Australien«, woran in diesem Beitrag erinnert wird.
veröffentlicht in Disput, Ausgabe April 2010


Kisch in Berlin
Betrachtungen zum 125. Geburtstag des »rasenden Reporters«

Einleitend wird daran erinnert, wie Kisch zum 100. Geburtstag geehrt worden ist: Mit Sonderbriefmarken in beiden deutschen Staaten sowie u. a. der Eröffnung des hübschen »Café Kisch« in der Straße Unter den Linden in der DDR-Hauptstadt. So war er zum 100. symbolisch präsent – nach seiner dreifachen leibhaftigen Berlin-Präsenz: Im Winterhalbjahr 1905/06 als Absolvent der renommierten Journalistenschule von Alfred Wrede in Berlin W 35, Steglitzer Straße 84; vom Sommer 1913 bis kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 u. a. als Dramaturg am »Deutschen Künstlertheater Sozietät«; und vom November 1921 bis zu seiner Verhaftung am Morgen nach dem Reichstagsbrand und seiner Abschiebung am 11. März 1933 an die tschechische Grenze.
veröffentlicht in Informationsblatt der freunde der tschechen & slowaken e.V., Ausgabe 1/2010 - dieser Beitrag als PDF

 

 

 

© 2018 Klaus Haupt. All rights reserved . Datenschutz